Frage:
Woher stammt der Tanz u.was bedeutet er?
heidifabius68
2007-01-15 08:59:15 UTC
Woher stammt der Tanz u.was bedeutet er?
Fünf antworten:
anonymous
2007-01-17 12:55:55 UTC
Ich meine, es gibt im groben drei Ursprünge:

1.) Ein Balzritual. Topinot Arbeau, ein Renaissancetanzmeister, schreibt z.B. 1588 in seiner Orchesographie, das Tanzen wäre gut, um herauszufinden, ob der Partner auch gesund sei und "am Ende des Tanzes ist es gestattet die Geliebte zu küssen, damit sie gegenseitig riechen können, ob ihr Athem gesund oder übelduftend ist".



2.) Zum anderen das spielerische Nachahmen von Kampf, Jagd und 'Beute'verhalten. Deshalb gibt es auch in vielen Kulturen Waffentänze (Schwerttanz, Morris Dance, Massai-Hüpftanz mit Speer, etc.) und Tänze, wo z.B. die Bewegung von Tieren oder Fabelwesen nachgeahmt wird (z.B. Straußentanz bei Buschmännern, Wildmännletanz im Allgäu). Solche Tänze werden oft nur von Männern getanzt.



3.) Außerdem so etwas wie eine Übersprungshandlung, also eine Umsetzung übermächtigen Gefühls in Bewegung, z.B. ein Freudentanz.

Im alten Testament (was ja nicht nur ein Buch des Glaubens für viele ist, sondern auch eine ca. 4.000jährige Primärquelle) wird vom Freudentanz König Davids berichtet: Als er von einem Kriegszug wieder nach Hause kommt tanzt er alleine vor dem Festumzug daher.
Schnurrkatze76
2007-01-15 17:19:58 UTC
...er ist ein traditionelles und sehr altes "Balzritual", denn er dient dazu, das man sich annähern kann, um sich zu "beschnuppern"....schau doch mal bei good old Wikipedia nach, da steht es bestimmt ausführlicher...
Ondrej
2014-11-09 22:18:19 UTC
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, schwanger Ich schlage vor, diese natürliche Methode http://gebären.info

ein Freund von mir hatte dieses Problem seit Jahren und hat diese Methode gelöst ... es hätte ein Zufall sein, aber ich weiß wirklich nicht so denken! Ich wünsche Ihnen viel Glück!
anonymous
2007-01-19 10:13:56 UTC
Tanz kann verschiedenste Bedeutung haben. Wahrscheinlich haben schon die Urmenschen getanzt- Rituale aller Art.

Tanz ist immer Ausdruck von Gefühl.Schau mal hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Tanz
Lunalady
2007-01-17 10:28:43 UTC
Ich tanze selbst sehr gerne auch um Gefühle weg zu tanzen wenn ich wütend oder traugig bin.



Rhythmen der Seele

Heiltänze - Traumtänze - Urtanz

> Seminardaten



Ursprüngliche Körper - ozeanische Seelenkraft



Hier auf Erden kann ich nicht anders - ich brauche dich, du mein seelenvoller Körper!



In allem, was ich getan habe, jetzt erschaffe und in meiner Zukunft tun werde, ist meine physische Existenz letztendlich das Werkzeug meiner Seele. Sie ist im Ursprung materialisierte Kraft der Kräfte, begleitet mich als immer währende Bewegung. Seien es die unbewussten Rhythmen des Herzens, des Atems, oder minimalste Schwingungen meiner Hand, die es mir ermöglichen, diesen Text zu schreiben.



Meine Seele und mein Körper gehen eine symbiotische Beziehung ein, sind immer verschmolzen, verbunden und verwoben in der Anwesenheit hier auf diesem Planeten. Eine Trennung wäre der physische Tod.



Nur allzu leicht sind die grobstofflichen Alltagsmomente jedoch zur dominanten Komponente dieser Symbiose geworden, so dass die ätherische Seelenkraft oft nicht mehr spürbar ist. Das Fazit ist dann geprägt von Sinnlosigkeit, Kraftverlust und mangelnder Lebensfreude.



Kann es sein, dass das Leben, Leiden und Lieben ausschließlich zur Materialisation grober Materie zur Verfügung steht? Dass unsere Fähigkeiten sich nur in stereotypen Alltagshandlungen manifestieren? Oder dass aus Transformation feiner Kräfte ein kontinuierliches Konsum- oder Suchtverhalten wird?



Wie finde ich die Brücke, über die ich gehen kann, um den Horizont meiner inneren Seelenweite wieder zu entdecken?



Begegnung von Seelenkraft und Körper ist ein inniger Tanz von Hingabe, Liebe und Tiefe. Aus dem Leben wird wieder ein Erlebnis, ein ehrlicher Seelentanz von Materialisation, Manifestation und Transformation, der schon seit Urzeiten unsere Daseinsform prägt.



Als tanzende Menschen bewegen wir uns aus purer Lust, Leichtigkeit und Unmittelbarkeit, können damit eingeengte Horizonte erweitern. Wir bewegen uns, sind Seelenkörper geworden, finden die Kraft im Innersten, um neues Vertrauen im Leben spürbar werden zu lassen. Das einzige, was wir bewusst dazu beitragen können, ist, unsere Absicht dahingehend zu schärfen, die Mauern der Alltagsstrukturen zu öffnen, das persönliche Tor zu finden und durch es hindurch zu gehen. Bewegung, Ausdruck und Tanz sind unsere elementarsten und gleichzeitig persönlichsten Arten der Kommunikation in der Welt, begleiten seit archaischer Zeit den Lebenslauf des Menschen durch heilende Tanzrituale und Tanz–Dramen. Es ist für mich ein Geschenk, dem wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen.



Im Tanz wird intuitive Informationskraft frei - direkte Kommunikation in Bewegung. Körperausdruck ist seine ehrliche, klare und unverfälschte Sprache, ein Weg zum puren Erleben. Daraus lebt und nährt sich unmittelbar ein sich frei bewegender Körper - beseelter Tanz - und ermöglicht Heilung.



Alles was sich im Leben eines Menschen eingedrückt hat, sehnt sich nach Befreiung durch Ausdruck. Wir brauchen nur dem Körper zu lauschen und erleben unsere Urkraft. Das Wesentliche im Kern wird frei, Körper und Seele spüren sich wieder als liebende, ursprüngliche, ozeanische Kraft.



Bewegung, Ausdruck und Tanz ist ein Ur-Erleben und wird immer ein solches sein.



tanzen Alle Indianer müssen tanzen, überall - dürfen nicht aufhören zu tanzen. Bald, im nächsten Frühling, kommt Großer Geist. Er bringt zurück alles Wild. Überall wird viel Wild sein. Alle toten Indianer kommen zurück und leben wieder. Sie werden alle stark sein wie junge Männer, sie werden wieder jung sein. Alter blinder Indianer sieht wieder und wird jung und freut sich des Lebens.



Wenn Großer Geist zurückkommt, gehen alle Indianer hoch hinauf in die Berge, fort von den Weißen. Dann können Weiße Indianern nichts tun. Wenn Indianer hoch oben sind, kommt große Flut, und alle Weißen ertrinken und sterben. Dann geht Wasser weg und überall nur noch Indianer und mächtig viel Wild. Dann wird Medizinmann Indianern sagen, sie sollen alle weitertanzen, und gute Zeit wird kommen.



Indianer, die nicht tanzen, die nicht daran glauben, werden klein werden, etwa einen Fuß groß, und so bleiben. Einige von ihnen werden in Holz verwandelt und im Feuer verbrannt. - Wovoka, Messias der Paiute



Tanzen (2) Tanzen, selbstkreiseln, lustdrehen. Der Tanz ist die richtig ausgedachte Selbstbeschwindelung, die menschenkindische Nachahmung der erdmütterlichen Kreiselbewegung. Deshalb ist der Walzer menschliche Erdenlust, der Fuchstrab (Foxtrott) aber ein Unmenschengetrampel (s. Schwindel, Lebenslüste). - (se)



Tanzen (3) Es sind etlich, die gehen darum zum Tanz, damit sie andere zur Geilheit und Mutwillen anreizen. Da fanget man an und wird einander hold, da schwätzet Lieb und Leid miteinander, wo sie sonst nicht zusammen können kommen, da drücken sie einander die Händ, geben einander Buhlbriefe, darin Greten und Hansen Anliegen steht, und in Summa, es wird Alles bei dem Tanz ausgericht. Denn wo das Gretle und der Vetter Wandele sonst nicht können zusammenkommen, geschieht es gänzlich bei dem Tanz.



Darnach sein etlich, die gehen zwar nicht aus solchem gar bösen Vorsatz zum Tanz, gleichwie die erstgemeldeten, jedoch tanzen sie allein darum, damit sie mögen mit Greifen, Sehen und Schwätzen ihr Gemüt belustigen und ergötzen. Solche sündigen eben so schwer als die andern. - Geiler von Kaisersberg, nach (kal)



Tanzen (4) Die großen schwarzen Augen, in denen es unvermutet weiß aufblitzen konnte, funkelten wie die Sonne zwischen zwei trübsinnigen Grenzstreifen. Mit derselben unergründlichen Ruhe beobachtete sie die Affchen, die Affchen der Schauspieltruppe, der Schauspieltruppe mit sechs Aguglias auf dem Programm; der Truppe, die durch die Bank verheiratet war und alle Aussichten hatte, zu einer »Hippodrome«-Schau zu werden, wenn die Vermehrung im gegenwärtigen Tempo weitereine.



In einer Viertelstunde war sie als Salomé dran, und trotzdem raffte sie Händevoll, Armevoll Äffchen an sich und schrie auf Italienisch auf sie ein und sprach von den guten Spaghetti.



Dann stand sie vor dem Publikum, erbebte in feinen, kleinen Schaudern, elementaren Empfindungen und paillettenbesetztem Netzstoff.



Langsam, auf sich schlangelnden Füßen, kam sie näher, nunmehr braun und paillettenbesetzt, blau im blauen Licht des Königshofes, und schwankte verheißungsvoll.



Sie fand die Balance auf dem Brunnenrand wieder und botJochanaan ihre Seele in allen Schattierungen dar, in denen eine heldenhaft tragische Frau eine darbieten kann, und wurde verschmäht.



Mit jedem Staccatoschrei, mit jedem rasch vollendeten Crescendo des Unglücks, mit jedem Zurückwerfen des Kopfes und jeder verstörten Pose, mit jedem stürzenden Schritt und den Spasmen ihres Tanzens gewann sie ihren Stolz zurück. Dies war die Epik wogender Spaghetti, der Aufruhr tragisch bewegten Chiffons, klamm abweisender Füße. Der zurückgeworfene Kopf, das Verführerische und der Hohn und die Verachtung und das Verlangen leuchtend roter Lippen. Und dann der Kampf auf der Matte.



Viel war nicht übrig von Jochanaan, über dem sich gurgeln ließ, nur die wirre Haarmatte, die ihre Finger irre machte und zu fahrigen Schüttelbewegungen, plötzlichen Zuckungen und Erstarrungen der gierigen Handfläche trieb. Dann der Schrei und die Anspannung des bereits angespannten Körpers, der mit Kopf und Armen und seiner Leidenschaft auf dem Tablett zur Ruhe kam. Der absolute Höhepunkt der Ausdruckskunst Mimi Aguglias.



Stille, während sie so daliegt, eine Gestalt vor einem Haupt, und die Widerstandslosigkeit widerstehender Lippen betrachtet, und dann der sofort ausgeführte Befehl, als zwanzig Arme über ihrer zerbrechlichen Allmacht niedergehen. Der gestürzte Sieg, der Todesschrei ist bereits erfolgt, der von wilder Weiblichkeit aufgerührte Äther, und zwei ausgestreckte gierige Hände, die jäh vorspringende, starre Kiefer abtasten. Das Ende der irrenden Blicke, das weiche Geräusch eines Frauenkörpers, der auf das Unausweichliche eindrischt und - zurück geht's zu den Äffchen. - Djuna Barnes, Portraits. Berlin 1986 (zuerst 1985, orig. 1913 ff)



Tanzen (5) Einen Tag, eine Nacht tanzte der Medizinhäuptling Nanderikini. Ich bin alt, ich muß mehr arbeiten als ihr alle. Sie halfen ihm beim Tanz. Er machte hohe Sprünge. Es gelang ihm. Er fühlte seinen Körper nicht mehr. Man rief ihn, er hörte ihre Worte nicht. Sein Körper war ohne Gewicht. Er gab sich einen Schwung. Er blickte zurück. Die Tanzhütte schwankte um ihn, die Decke der Hütte wogte und öffnete sich, die Pfosten lösten sich aus dem Sand. Er mußte treten und immer treten und stampfen und immer stampfen, und sich drehen und werfen und springen, denn wenn er nicht trat und nicht mit den Füßen stieß, stürzte er in die Tiefe zurück. Aber Nanderikini der Alte war schon im Fliegen, er hob sich mit der Tanzhütte in die Luft, er schwebte und flog. Die Erde lag unter ihm, das Meer hob sich. Er überschritt die Schwelle des Himmels und hielt bei der Hütte der Nandecy, der Großen Mutter. Es war das Land ohne Sterben und ohne Leid, der Himmel des ewigen Glücks und des Überflusses, wo Mais und Maniok von selber wuchsen und der Honig von den Bäumen rann. - Alfred Döblin, Amazonas. Romantrilogie. München 1991 (dtv, zuerst 1937)



Tanzen (6) »Gut. Nun beginnt der Tanz — der Jagdtanz Kaas! Sitzt stille! Seht her!« Er glitt zwei- oder dreimal in großem Kreise umher und schwang tänzelnd im Takte den Kopf zur Rechten und zur Linken, als höre er eine geheimnisvolle Musik. Dann begann er mit seinem Körper Schleifen und Achterfiguren zu bilden, große Knäuel und Knoten, die lebten und unentwirrbar schienen, bis sie geräuschlos im Augenblicke auseinanderschlüpften - gleitende, gebogene Dreiecke, die sich in Vierecke, Kreise und Arabesken verwandelten; und während der glatte, buntscheckige Körper plötzlich in die Erde zu verschwinden und dann wieder ringelnd zum Himmel aufzuragen schien - immer raschelnd, raschelnd, raschelnd -, tönte Kaas leiser, zischender Zaubergesang.



Baloo und Bagheera standen wie zu Stein erstarrt - in ihren Kehlen rasselte mühsam der Atem, ihr Nackenfell sträubte sich, während Mowgli voll Staunen und Grauen zusah.



Es wurde dunkler und dunkler. Die wirren Figuren schwanden in der Nacht, aber man konnte das Rascheln der schlürfenden Schuppen deutlich vernehmen.



»Bandar-log«, sang die Stimme Kaas, »könnt ihr Hand oder Fuß noch regen wider meinen Willen? Sprecht!«



»Wider deinen Willen kann keiner von uns regen Hand oder Fuß, o Kaa«, hauchten die Affen.



»Gut. Kommt alle einen Schritt näher zu mir!«



Die Reihen der Affen schwankten hilflos nach vorn - auch Baloo und Bagheera folgten mechanisch dem Befehle der Schlange.



»Näher!« zischte Kaa; wieder schwankten sie einen Schritt vor.



Mowgli legte die Hände auf Baloo und Bagheera, um sie dem Zauber der Schlange zu entreißen; und die beiden gewaltigen Tiere schreckten zusammen, wie aus einem Traum erwacht. »Halte deine Hand fest auf meiner Schulter«, keuchte Bagheera. »Laß mich nicht los - oder ich muß hin zu Kaa - muß hin zu Kaa. Ah!«



»Was hast du? Es ist ja nur der närrische Kaa, der im Staube seine Kreise schlägt«, sagte Mowgli. »Aber wir wollen fort von hier.« Und die drei stahlen sich durch eine Öffnung der Mauer und trabten fort in die Dschungel.



»Wuff!« ächzte Baloo, als er wieder unter den stillen Bäumen stand. »Nie mehr in meinem ganzen Leben verbünde ich mich mit Kaa.« Und er schüttelte sich am ganzen Körper.



»Er weiß mehr als wir«, sagte auch Bagheera zitternd. »Wäre ich geblieben — nur noch ein paar Minuten —, so hätte ich selbst den Weg in seinen Schlund angetreten.« - Rudyard Kipling, Das Dschungelbuch, nach (ki)



Tanzen (7) So saß ich denn an einem schönen, schattigen orte im garten, wurde, weiß der Dschinghis Chan, sonderlich edel tituliert & tractiert, und war recht bald mit dem alten Baccho auf du und du. Es daurete auch keine lange zeit, da kamen artige mägdlein wie aus cupffer & oel, sowie bursche mit tyrolerhüten, aber ohne federn, ein guter jongleur war dabei, der spielte zur lauten, war fast so fertig wie ich selber beim hackprettieren, und ein mohrentantz zeigte dem andren ein schönes bein ..



Ich, der ich nur allemaignes, zwifache und pohlnische sablschertze täntzerisch zu executieren verstunde, beließ es für diesen abend mit dem zuschauen, quamquam ich gar zu gern hätt mitgetan, könnt aber nicht sein. Als es nach vielen bechern mitternacht schlüge, erschien ein mauseköpfiger caplan (oder capaun) von ohngefähr im mondenscheine, um mit lächerlichen grimassen und gottslästerlich auffällig die copulierten zeiger seiner zeitmaschine zu betrachten. Mit ihm erschiene auch mein treuer bär, meldend, daß die instrumenta noch nicht entführet seien, weder von heckenreuttern, steckenreuttern, noch irgendwelchen andren reuttern und equilibristen. Draufhin spendierte ich ihm ein glas vom roten, hätt es lieber sollen lassen bleiben, aber weme der wein in den kopf steiget, dem dauren die nüchternen sonderlich; also ich ein weiches herze hab, ein gebohrner teutscher bin, die uhr nicht im hörlabyrinth mittrage &c. &c. &c., ich schaffte ihm sogar noch eine neue flasche an .. - H.C.Artmann, Der aeronautische Sindtbart oder Seltsame Luftreise von Niedercalifornien nach Crain. Ein fragment von dem Autore selbst aus dem yukatekischen anno 1958 ins teutsche gebracht sowie edirt & annotirt durch Klaus Reichert. München 1975 (dtv 1067, zuerst 1958)



Tanzen (8) Man glättete einen aufgeworfenen Erdhaufen auf der Höhe des Frauenhügels, indem man rasch mit Brettern auf den Boden schlug, lud einen jungen Eunuchen und eine großäugige schlanke Kurtisane ein, zu tanzen. Dann trat zuerst der junge Eunuch auf den Platz, allen im Mikanthusfeld und auf dem Abhang des Männerhügels sichtbar, mit den Gliedern einer Gazelle, aus stolzen schwärmerischen Augen um sich blickend. Er trug einen gewöhnlichen losen Kittel und lockere Hosen von schwarzer Farbe; jeder wußte, daß er eine große Kleiderkiste aus Pe-king nahm, als er zu Ma-noh floh. In seinem schwarzen lockeren Anzug, den Zopf im Knoten aufgebunden und nun die leichten Arme angehoben, tanzte er.



Er ging, zappelnd im Kniegelenk, auf und ab, knixte langsam ein, bis er auf seinen Hacken saß, zog sich ruckweise hoch und schlug die Arme, mit den Handflächen nach außen, dichter und dichter über dem Kopf zusammen. Dann stand er still, drehte das Gesicht zur Seite, so daß man sein strahlendes Lächeln sah, und fing an, ein Bein vor das andere gestellt, sonderbare Bewegungen mit Rumpf und Armen auszufuhren. Er beugte sich weit nach rechts, legte die Arme vor die Brust zusammen, beugte sich weit nach links, führte den Rumpf im Kreis herum; löste nun, den Rumpf festgestellt, die Arme, ließ sie seidicknattern, ringeln, haschen. Er schwang die Arme scharf herum, und wieder flatterten sie sanft, ringelten, haschten. Nun stellte sich rasch ein kiemer Fuß vor den ändern, trippelte auf der Stelle, dabei flogen die Arme nach einer Seite, und bis in die gestreckten Finger hinein folgte die Bewegung; es sah aus, als wäre der Körper gebannt und suchte vergeblich, den Händen, Fingern nachzulaufen. Die Bewegung der Füßchen wurde immer wilder, zuckend, springend, bis es dem Tänzer gelang, sich in einem großen Satz nach rechts, in einem großen Satz nach links vom Fleck zu lösen, und bis er in glücklicher Raserei hoch- und niederhüpfte, seitlich ganz auf den Boden umsinkend, und sich in einem Tremolieren wieder zurückzwang auf den Fleck. Schon glitt die großäugige Kurtisane neben ihn, die niedrige runde Stirn frei, die schwarzen Haare im Chignon der dreizehn Windungen aufgebunden, ein fettes wohlmodelliertes Gesicht; ein hemdartiger langer Kittel von hellgrauer Farbe über der kleinen Figur; aus den violetten Beinkleidern quollen an den Knöcheln weiße Spitzen hervor. Den grasgrünen Gürtel hielt sie in der linken Hand. Sie fing mit kurzen Kopfbewegungen nach beiden Seiten an, dann kam ein Nicken, Heben, behaglich langsames Kreiseln des Kopfes. Als das Rucken wieder losging, traten die Hände in Tätigkeit, die schlaff an angepreßten Armen hingen, sie klappten vor den violetten Beinen erst unmerklich, dann heftiger auf und ab, rissen die Unterarme hoch. Beide Arme ausgestreckt; unter wirbelnden Handdrehungen zuckte sie schroff seitlich mit den Hüften; und die Bewegung übertrug sich abwärts in die Beine. Erst wurden sie von dem Hüftenschwung mitgezogen, dann schwangen sie, angesteckt, gereizt, enthusiasmiert, mit ihrer Zuckung mit nach rechts, nach links und traten, schlenkerten, zitterten in eigener Weise. Die starken Oberschenkel preßten sich zusammen; die Unterschenkel rührten sich umeinander, schnellten in den Knien auseinander, klappten zusammen. So sprang das Mädchen, den Gürtel auf beiden Armen balancierend, um den abgegrenzten Platz und den jungen Eunuchen herum, der sie in einem unübersehbaren Rhythmus mit Kopf- und Handbewegungen begleitete. Sie tanzten beide umeinander, nebeneinander. Der Eunuch sank auf die Erde und schob, die Arme im Rhythmus hochgeschleudert, langsam und gewaltsam seinen zarten Körper aus dem Boden auf; die Kurtisane stand steif über ihm, die Arme quer vor die Stirn gelegt. Als er zum letzten Wurf die Arme schwang, stürzte sie auf ihre Fersen nieder, und nun lockte er, mit den gespreizten Fingern ihren begegnend von oben, sie hoch. Als wenn sie Fische wären, schwammen sie mit ausgebreiteten Armen, geraden Fingern gegeneinander. - Alfred Döblin, Die drei Sprünge des Wang-lun. München 1970 (zuerst 1915)



Tanzen (9) Auf jeden Fall werden die Engel auch Töne hervorbringen und vernehmen können, gleich uns, oder vielmehr besser als wir. Einen Vorzug, den sie in dieser Hinsicht vor uns haben, will ich doch erwähnen. Tanz und Musik sind Schwestern, die ursprünglich aus einem Keime entsprossen scheinen. Wollen wir tanzen, so müssen wir uns aber erst fremde Musik dazu machen, die oft dem Tanze nicht entsprechend ist. Nicht so bei den Engeln. Bei ihnen ist Musik und Tanz eins, so daß der Tanz seine Musik von selbst mit sich bringt. Nämlich es verhält sich bei ihnen wie bei den kleinsten Körperteilchen. Wenn Körper tönen, so besteht der Ton nur in einem raschen Schwingen ihrer Atome, einem Tanze derselben; und indem mehrere derselben zusammen so tanzen, stellen sie ordentliche Touren in den Klangfiguren dar.



Die Geschwindigkeit der Planeten ist ungeheuer und nimmt noch mit Sonnennähe zu. Wenn daher die lebendigen Planeten sich rasch um die Sonne oder auch umeinander drehen, so muß von selbst ein Ton dabei entstehen, und dieser Ton muß der Bewegung entsprechend sein. Wenn also Engel tanzen, so komponiert sich das Musikstück von selbst dazu; sie tanzen dessen Klangfiguren.



Dies ist die wahre Harmonie der Sphären, der wunderschönen Augen, der Engel. - Gustav Theodor Fechner, Vergleichende Anatomie der Engel. Frankfurt am Main 1985 (Polaris 9. Ein Science Fiction Almanach. Hg. Franz Rottensteiner. st 1168. - Zuerst 1825)



Tanzen (10)

Erdgeist



Greife wacker nach der Sünde;

Aus der Sünde wächst Genuß.

Ach, du gleichest einem Kinde,

Dem man alles zeigen muß.



Meide nicht die ird'schen Schätze:

Wo sie liegen, nimm sie mit.

Hat die Welt doch nur Gesetze,

Daß man sie mit Füßen tritt.



Glücklich, wer geschickt und heiter

Über frische Gräber hopst.

Tanzend auf der Galgenleiter

Hat sich keiner noch gemopst.



- Frank Wedekind



Tanzen (11) Die Fliegen, diese Tänzerinnen, sind mir ähnlich. Doch sie sind nicht einsam, sie schwirren in der Luft, wenn der Frühling verblüht und vergeht. Sie kommen zu viert, und manchmal zu fünft, um in der Luft zu schweben. Sie bilden ein Rechteck, in jeder Ecke eine Fliege, und die fünfte, wenn sie da ist, in der Mitte. Und sie schweben dann, stundenlang, kommen einander näher und fliehen einander, immer zu zweit, in der Diagonalen. Sie tanzen lange, leicht und wollüstig. Und wenn sie schließlich ermattet sind, fliegen sie zur Fäulnis. Nach dem Flug der verliebten Libelle ist dies hier der Tanz der Fliegen. Die Fliegen sind höllisch wie die Wasserjungfer. Nach ihrem Tanz suchen sie verfaulte Speise und wünschen den Tod für alles, was verwesen kann. Der Tanz der Fliegen ist ein Totentanz für jedweden Tod, auch für ihren eigenen, denn die Spinne spannt ihre Netze zwischen Stamm und Zweig, und ein Sonnenstrahl spielt auf den gesponnenen Fäden, und vielleicht schwingen die gesponnenen Fäden verlockend im Wind. - (apol)



Tanzen (12) »Möchten Sie ...?« fragte er.



»Wenn Sie wollen.«



Er hatte eigentlich erwartet, daß sich ihr Körper weich anfühlen würde, doch er konnte beim Tanzen ihre Rückenmuskeln spüren. Sie war größer, als er gedacht hatte, und tanzte wunderbar. Ihr Gesicht erinnerte ihn wieder an eine bemalte Elfenbeinmaske, doch das Frappierendste an ihr war ihr Haar. Es war glanzlos und schwarz wie Ruß. Im Nacken hatte sie es zu einem Knoten gebunden; es schien das Licht zu schlucken - ganz so, als wäre es tot.



Die Tanzfläche war relativ leer, und sie wirbelten einige Male ausgiebig zwischen den anderen Paaren hindurch. Neben der Band fiel ihm ein Mann in grünem Gabardineanzug auf, der ihn finster anstarrte. Ihm fehlte ein Ohrläppchen.



»Sie tanzen nicht schlecht«, sagte Imago. - Jonathan Latimer, Eine Leiche im Paradies. München 1983, zuerst 1937



Tanzen (13) Während der Urwald ein Jahrtausend lang die rauhen, abstrakten, symbolischen, gesichtslosen Tempel des Hinayana-Buddhismus und die magischen Tempel des Mahayana-Buddhismus verbarg, geschah in Ellora das Wunder einer Metamorphose, der Urwald und der Fels - der Tamarindenbaum und der heilige Berg - wirkten zusammen und wurden zu einer Reihe hemmungsloser, wilder, tanzender Tempel, zu einem Tosen herzzerreißender und hieratischer Formen, eine uralte Welt wiedergefunden im Lachen eines Traums: etwas Schreckliches und Ungeheures. Wie ich lese, errieten die Thugs, die heiligen Mörder der Göttin Kali, aus den Windungen der Tempel von Ellora die Regeln für die Auswahl der Opfer, die Zeit und die Art des Menschenopfers. In Ellora tanzt und vermählt sich Shiva, köpft Vishnu den ungläubigen König, erschüttert der vielgestaltige Dämon Ravana den Thron Shivas und Parvatis durch ein gewaltiges Erdbeben, sind die Mütter zugleich die Grazien, ist Shivas Gemahlin zugleich Kali, die zerstörerische und erbarmungsreiche, die Töterin und die Wohltäterin. Ich rüttle mich wach, entwinde mich aus diesen wild wuchernden, zu Stein gewordenen Träumen. Ob es erlaubt und fromm ist, zu erwachen, weiß ich aber nicht. - Giorgio Manganelli, Das indische Experiment. Berlin 2004 (zuerst 1992)





Warum tanzen Menschen? [Bearbeiten]



Tanzen und Spielen sind sich in ihrer Wesensart sehr ähnlich: Es geht nicht darum, durch gezieltes Tun einen bestimmten Zweck zu erreichen, sondern darum, sich durch die Beschäftigung an sich zu vergnügen. Die Verbindung aus tänzerischer Bewegung und gleichzeitigem Musikgenuss bereitet Glücksgefühle, die sich bis zur Trance oder Ekstase steigern können. Manche Musikformen sind so „treibend“ und „gehen in die Beine“, dass die Zuhörer ohne bewusstes Zutun in rhythmische Bewegungen verfallen – und sei es nur, dass sie mit den Fingern schnipsen oder mit dem Fuß den Takt mitklopfen. Auch überschwängliche Freude kann einen kaum zu bändigenden Bewegungsdrang auslösen.



Besonders in der körperlichen Nähe des Paartanzes äußern sich Wünsche nach Zuneigung, aber auch Trost und menschlicher Wärme an sich. Die geschmeidigen Bewegungen der Umworbenen zu beobachten oder den Körper des Umwerbenden zu fühlen sind erotische Erfahrungen, das geistige Einlassen auf den Partner – um zu führen oder sich führen zu lassen – schafft gegenseitiges Vertrauen.



Ritualisiertes Tanzen drückt Zusammenhörigkeit aus und kann als festlicher Initiationsritus die Aufnahme neuer Mitglieder in eine Gemeinschaft begleiten, etwa wenn junge Mädchen beim Debütantinnenball der Gesellschaft vorgestellt werden oder wenn Schüler beim Abschlussball eine bestandene Prüfung feiern. Vor religiösem Hintergrund werden mit Tanzritualen Götter geehrt oder um Beistand gebeten, während böse Geister abgewehrt oder vertrieben werden.



Tanzen dient als Sport der körperlichen Ertüchtigung und fördert Muskelaufbau, Motorik, Koordination und Gleichgewichtssinn. Das erfolgreiche Erlernen, Planen und Umsetzen komplexer Bewegungsabläufe bildet Selbstvertrauen und unterstützt ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper. Im Turniertanz kann die Überlegenheit gegenüber anderen unter Beweis gestellt werden und der persönliche Ehrgeiz gestillt werden.



Als Kunstform dient Tanzen dazu, Gefühle und Handlungen bildlich darzustellen. Mimik, Gestik und ganzkörperliche Tanzbewegungen bilden zusammen mit Musik das anspruchsvolle Arbeitsmaterial des künstlerischen Tanzes, der dem Zuschauer Eleganz und Ausdruckskraft des menschlichen Körpers vor Augen führt.



Geschichte [Bearbeiten]



Historiker halten es für wahrscheinlich, dass der Mensch schon immer getanzt hat; dafür spricht neben dem hohen Alter archäologischer Fundstücke vor allem, dass Tanzen in ausnahmslos allen menschlichen Kulturen verbreitet ist. Die ursprünglichste Form des Tanzes scheinen der rituelle Kulttanz und der darstellende Tanz zu sein, bei denen die Tänzer Gottheiten ehren oder mit dem Körper Geschichten erzählen.



Die ältesten erhaltenen Dokumentationen des Tanzens sind indische Höhlenmalereien, die im Zeitraum zwischen 5000 und 2000 v. Chr. entstanden; eine Malerei in den Höhlen von Bhimbetka zeigt eine Reihentanzformation[1]. Darstellungen der frühesten Formen des Hinduismus zeigen den Gott Shiva als Natraj, den „König des Tanzes“. In Indien findet sich mit dem zwischen 400 und 200 v. Chr. entstandenen Natya Shastra, der „heiligen Wissenschaft des Tanzes“, das einflussreichste Frühwerk zum Thema Tanz.

Ägypten, um 1400 v. Chr.

Ägypten, um 1400 v. Chr.



Im antiken Ägypten gab es rituelle Tänze, die Tod und Wiedergeburt des Gottes Osiris darstellten und die technisch so anspruchsvoll waren, dass sie nur von professionellen Tänzern ausgeführt werden konnten.



Die alten Griechen systematisierten den Tanz nach Gottheiten und den mit ihnen verbundenen Gefühlsausdrücken. Als wichtiges Zeitzeugnis gilt Homers Beschreibung des Tanzes Chorea in der Ilias aus dem 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. Extatische Tänze waren Teil der Dionysien, aus denen sich später Drama und Komödie entwickelten. In diesen Theaterformen spielte oft ein Chor mit, dessen Bewegungen als sogenannte Choreografie in den Stücken vermerkt wurde; hieraus entwickelte sich der moderne Begriff Choreografie als Aufzeichnung von Tanzbewegungen.



Systematik der Tänze [Bearbeiten]



Der Versuch, Tänze in einer allumfassenden Systematik zu ordnen, hat sich in der Vergangenheit wiederholt als unfruchtbar herausgestellt. Es ist nicht schwierig, Merkmale zu finden, nach denen sich Tänze grob gruppieren lassen, harte Kriterien, die eine scharfe Trennung vornehmen, gibt es aber kaum.



Eine verbreitete Kategorisierung ist die nach dem gesellschaftlichen Anlass oder Zweck des Tanzens. Nach Anlass kennt man rituelle Tänze, die religiösen Hintergrund haben, Volkstänze, die zum volkstümlichen Brauchtum gehören und Gesellschaftstänze, die zu geselligen Anlässen aller Art aufgelegt werden. Nach Zweck kennt man vor allem den Kunsttanz, eine Kunstform für sich, den Turniertanz, der dem sportlichen Wettkampf dient, den Showtanz, der reinen Unterhaltungscharakter hat und Werbettanz, der als Partnerwerbung dient.



Auch die Unterteilung nach der Anzahl der Tänzer in Einzeltanz, Paartanz und Gruppentanz ist populär; problematisch ist hier, dass viele Tänze in mehreren Aufstellungen getanzt werden. Im Gruppentanz unterscheidet man nach der geometrischen Anordnung der Tänzer weiter zwischen Kreistanz, Kettentanz (hintereinander) und Reihentanz (nebeneinander); ferner gibt es den Formationstanz, in dem die Formation der Tänzer häufig wechselt.



Es gibt zahlreiche weitere Charakteristika, nach denen man Tänze unterteilen kann, allen voran Merkmale der Tanztechnik, diese sind aber vergleichsweise selten anzutreffen.



Tanzformen [Bearbeiten]



Es gibt eine schier unüberschaubare Fülle an Tanzformen; die Liste der Tänze trägt die wichtigsten Tänze dieser Welt zusammen. An dieser Stelle werden nur die bekanntesten Tänze und solche Tanzformen, die sich durch einzigartige Merkmale von der Masse abheben, dargestellt. Die folgende Untergliederung dient nur der groben Orientierung und ist keine verbindliche Kategorisierung.



Folkloristischer, historischer und spiritueller Tanz [Bearbeiten]

Der mexikanische „Tanz der fliegenden Männer“, ein außergewöhnlicher Volkstanz.

Der mexikanische „Tanz der fliegenden Männer“, ein außergewöhnlicher Volkstanz.



Eine herausragende Stellung nimmt in vielen Belangen der Volkstanz ein. Die Unterartikel Afrikanischer Tanz, Chinesischer Tanz und Bolivianische Tänze gehen örtlich spezialisiert auf die Vielfalt dieses Gebiets ein. Bekannte Volkstänze des deutschen Sprachraums sind der Schuhplattler und der Landler, aus dem sich später der Wiener Walzer entwickelte. Ein Beispiel für einen international bekannten Volkstanz ist der hawai'ianische Hula. Technisch herausragende Volkstänze sind der südpazifische Sitztanz, der im Sitzen getanzt wird, und der schottische Schwerttanz, der mit Schwertern getanzt wird.



Spezielle Tanzformen sind aus der völkischen Tradition des Karneval, Fastnacht und Fasching heute nicht mehr wegzudenken. Fällt einem mit Blick auf die deutsche Tradition vor allem der Gardetanz ein, so ist international vor allem die brasilianische Samba des Karneval in Rio de Janeiro ein Begriff.



Unter dem Begriff Historischer Tanz versuchen Tänzer in aller Welt, Tänze nachzustellen, die heute praktisch nicht mehr existieren und nur noch aus schriftlichen oder bildlichen Quellen rekonstruiert werden können. In dieses Gebiet fallen Tänze wie die durch überlieferte Musik bekannte Pavane, die im modernen Karnevalstreiben aufgegangene Polonaise und die Quadrille, die vor allem Liebhabern von Kreuzworträtseln ein Begriff ist.



Tanzformen wie Trancetanz oder Kirchentanz zielen darauf ab, beim Tanzen spirituelle Erfahrungen zu machen. Im Mittelpunkt steht hierbei meist eine Konzentration auf den eigenen Körper in Verbindung mit Meditation. Berühmt für diese Art des Tanzens sind die indischen Derwische.



Kunst-, Theater- und Experimentaltanz [Bearbeiten]



Kunsttanz und Tanztheater leben von der künstlerischen Interpretation der Musik. Speziell das Ballett gilt als technisch vollendete Form des Tanzens und hat zahlreiche andere Tanzformen stark beeinflusst. Klassische Ballettbegriffe wie Pas de deux haben ihren Platz in der Umgangssprache gefunden und Begriffe wie Spitzentanz und Tutu sind Teil der Allgemeinbildung. Dennoch besteht der Kunsttanz aus mehr als nur dem Ballett: Auch der chinesische Tanz und das japanische Tanztheater Butoh können dieser Form zugerechnet werden. Eine recht junge Form des Kunsttanzes ist der Ausdruckstanz. Der spanische Flamenco führt ein tänzerisches Eigenleben, das dem Kunsttanzt vergleichbar ist, selbst wenn er ursprünglich nichts mit der klassischen Theaterbühne zu tun hat.



Mit dem Kunsttanz verwandt ist die Sparte des Experimentaltanzes, deren Ziel es ist, die vielseitigen Bewegungsmöglichkeiten des menschlichen Körpers voll auszuschöpfen.



Gesellschaftstanz [Bearbeiten]

Grundkenntnisse im klassischen Standardtanz gelten als Teil der Allgemeinbildung.

Grundkenntnisse im klassischen Standardtanz gelten als Teil der Allgemeinbildung.



Der moderene internationale Gesellschaftstanz ist vor allem geprägt durch das Welttanzprogramm mit Tänzen wie Foxtrott, Discofox, den Standardtänzen und den jüngeren lateinamerikanischen Tänzen, aber auch durch den Stehblues. Weitere Begriffe sind die Tänze Salsa, Merengue und Tango Argentino, die sich weltweit großer Beliebtheit erfreuen. Auch der aus der Jazzbewegung der Vereinigten Staaten heraus entstandene Tanzkomplex des Swing und der daraus hervorgegangene Rock 'n' Roll haben eine große Anhängerschaft. Im Gesellschaftstanz sind auch die meist sehr kurzlebigen Modetänze anzusiedeln, die oft auf ein fest vorgegebenes Musikstück getanzt werden; ein bekannter Vertreter dieser Gattung ist Lambada. Ferner gibt es hier die Partytänze, die in der Gruppe nach fester Choreografie auf ein vorgegebenes Musikstück getanzt werden; einer der ältesten Partytänze ist Memphis, zu den bekanntesten gehört der Time Warp der Rocky Horror Picture Show. Im Rollstuhltanz werden die klassischen Paartänze behindertengerecht getanzt.



Als beliebter moderner Vertreter der Tänze mit „Ansager“ darf der Square Dance nicht außen vor gelassen werden. Hier ruft ein Caller oder Sänger Figurennamen in den Raum, auf die die Tanzgruppe spontan reagieren muss. Diese Art des Tanzens ist auch in anderen Tanzformen zu finden, beispielsweise dem Contra Dance oder der Rueda de Casino.



Schautanz [Bearbeiten]



Der Stepptanz und seine Verwandten Irish Dance und Clogging zeichnen sich dadurch aus, dass die Tänzer vor allem mit den Füßen agieren, während Körper- und Armbewegungen untergeordnete Rollen spielen. Markant sind hier die speziell beschlagenen Schuhe, wodurch sich jeder Bodenkontakt als hörbares klack! ausnimmt und die Tänzer selbst musikalisch tätig werden.

Breakdance, akrobatische Hochleistung.

Breakdance, akrobatische Hochleistung.



Jazz und Modern Dance fasst eine ganze Reihe von Tänzen zusammen, die sich über kurz oder lang aus dem Jazz entwickelt haben. Neben dem klassischen Jazz Dance und Modern Dance finden sich hier jugendliche Tanzformen wie Hip-Hop. Eine Welt für sich ist der Breakdance, bei dem Tänzer bei außergewöhnlich viel Bodenkontakt akrobatische Höchstleistungen vollbringen. Hierunter fällt auch Popping, bei dem die Tänzer die ruckhaften Bewegungen von Robotern nachahmen.



Der wegen seiner hüftbetonten, schlangenhaften Bewegungen auch als Bauchtanz bekannte orientalische Tanz wird in der Regel von einer einzelnen Frau getanzt. Die verschiedenen Stile und Unterformen schauen auf eine lange aber diffuse Entstehungsgeschichte zurück. Obwohl häufig auf erotische Weise interpretiert, hat der orientalische Tanz prinzipiell nichts mit dem rein erotischen Tanz zu tun.



Möglicherweise ebenso alt wie der Tanz selbst sind erotische Tanzformen. In der modernen Welt werden diese hauptsächlich durch Gogotanz, Tabledance und Striptease verkörpert, in denen sexuell anzügliche Bewegungen den Zuschauer becircen sollen.



Weitere bemerkenswerte Tanzformen [Bearbeiten]

Eiskunstlauf, Tanzen auf Schlittschuhen.

Eiskunstlauf, Tanzen auf Schlittschuhen.



Im Eiskunstlauf, insbesondere im Eistanz, werden verschiedene Tanzformen mit Schlittschuhen auf dem Eis vertanzt. Auch das Synchronschwimmen ist eine Form des Tanzens. Eine junge und äußerst ungewöhnliche Tanzform entwickelte das Projekt Bandaloop: In dieser Verbindung aus Klettern und Tanzen schweben die Tänzer meterweit über dem Erdboden. Headbangen ist eine aggressive Tanzform, die untrennbar mit der Musikgattung Metal verbunden ist und fast ausschließlich mit dem Kopf getanzt wird. Noch aggressiver bis hin zur Gewalttätigkeit ist Pogo. Kampfsportarten weisen viele Bewegungsabläufe auf, die Tanzbewegungen sehr ähnlich sind; besonders deutlich zeigt sich dies in stilisierten Kämpfen wie der Kata. Aufgrund dieser Ähnlichkeit wurde die von Sklaven entwickelte Kampfsportart Capoeira als musikalisch unterlegter Tanz getarnt.



Musik [Bearbeiten]



Musik und Tanz sind eng miteinander verbunden, in einigen Kulturen – etwa im afrikanischen Tanz – sogar so eng, dass es für beide zusammen nur eine Bezeichnung gibt. Besonders deutlich zeigt sich dies, wenn Musik und Tanz rituelle Bedeutung haben und beispielsweise bestimmte Instrumente und Tanzbewegungen Götter symbolisieren.



Mit der Entstehung des Gesellschaftstanzes fand in der westlichen Welt eine Trennung in zwei eigenständige Kunstformen statt. Ab dem 14. Jahrhundert wurden völkische Tänze stilisiert, um der steifen höfischen Etikette zu genügen, und mit „standesgemäßer“ Musik unterlegt, die kaum mehr war als die Taktangabe durch ein Metronom.



In der Folge entwickelten sich beide Formen zwar weiterhin wechselseitig, aber nicht mehr unbedingt gemeinsam. Für gewöhnlich ist es heute das Ziel des Tänzers, die Musik zu interpretieren, also möglichst wirkungsvoll und stimmig in Bewegung umzusetzen, es gibt aber auch Tanzformen wie den Ausdruckstanz, die ohne musikalische Begleitung auskommen.



Das wesentliche, Musik und Tanz verbindende Element ist der Rhythmus. Im modernen Gesellschaftstanz ist beispielsweise jeder Tanz fest an einen bestimmten Grundrhythmus gebunden, den die Musik über die gesamte Dauer eines Stücks im selben Tempo aufrecht erhalten muss. Die gleich bleibende Abfolge von Dauern und Pausen gibt Beginn und Geschwindigkeit der Bewegungen vor und schlägt sich in sogenannten Zählweisen wie slow-quick-quick (Slowfox) oder 1,2,3 - 5,6,7 (Salsa) nieder. In anderen Tanzformen variiert der gemeinsame Rhythmus häufiger und nach komplexeren Mustern.



Kleidung [Bearbeiten]

Spitzenschuhe, die klassische Fußbekleidung im Ballett

Spitzenschuhe, die klassische Fußbekleidung im Ballett



In fast allen Tänzen spielt die stilechte Aufmachung der Tänzer eine wichtige Rolle: Rituelle schamanistische Tänze in gewöhnlicher Alltagskluft sind undenkbar, Volkstänze wirken nur mit traditioneller Tracht authentisch und im Wettkampfsport will die Aufmerksamkeit der Wertungsrichter durch auffällige Bekleidung angezogen werden. So ist es nicht ungewöhnlich, dass zahlreiche Kleidungsstücke wie Ballkleid, Frack und Petticoat und Accessoires wie Federboa, Seidenschleier und die im Mund getragene langstielige rote Rose unweigerlich mit bestimmten Tänzen in Verbindung gebracht werden.



Von besonderem Interesse sind bei vielen Tänzen die Tanzschuhe, denn nur mit der richtigen Mischung aus Rauhigkeit und Glattheit der Sohle gleiten Standardtänzer elegant über das Parkett und ohne Gummistiefel wäre der afrikanische Gummistiefel-Tanz witzlos. Spezielle Tanzfiguren wie etwa Michael Jacksons Lean erfordern sogar patentierte Spezialschuhe. Es gibt jedoch auch Tänze, in denen das Schuhwerk völlig unerheblich ist, beispielsweise werden die meisten afrikanischen Tänze traditionell barfuß getanzt.



Aufzeichnung [Bearbeiten]

Grundzeichen der Labanotation, einer verbreiteten Tanznotation.

Grundzeichen der Labanotation, einer verbreiteten Tanznotation.



Tänze dauerhaft aufzuzeichnen, um sie zu verbreiten oder der Nachwelt zu erhalten, ist ein derart schwieriges Problem, das erst in jüngerer Zeit befriedigende Lösungen gefunden wurden. Aus informatischer Sicht sind zur Beschreibung eines Tanzes mehrdimensionale Daten nötig: Neben den Bewegungen an sich in drei Raumrichtungen und ihrer zeitlichen Abfolge muss auch die Begleitmusik berücksichtigt werden; in den meisten Fällen kommen Erklärungen hinzu, ohne die das Nachvollziehen der Bewegungen für menschliche Betrachter schwierig ist.



Einen Tanz nur mit Worten umfassend zu beschreiben ist deswegen unmöglich; so komplex sind die Bewegungsabläufe und so unpräzise die natürliche Sprache, dass selbst detailliert ausgearbeitete Texte der Fachliteratur nur denjenigen weiterhelfen, die sich sowieso schon mit dem dargestellten Material auskennen. Auch die frühen Versuche, Tänze auf Bilder zu bannen, sind wenig hilfreich, da dabei die zeitlichen Zusammenhänge nicht genügend erfasst werden.



Zahlreiche Tanznotationen versuchen bis heute, Tanzen wie Musik durch Musiknoten durch eigenstände Notationen festzuhalten. Skizzen, abstrakte Symbole und nachgezeichnete Bewegungspfade in Verbindung mit textuellen Anmerkungen sind nur einige der Ideen, die dabei verfolgt wurden. Obwohl sich Tanznotationen in begrenztem Umfang als nützlich herausgestellt haben und im Kunsttanz auch unterrichtet und verwendet werden, sind sie für den Alltagsgebrauch zu komplex und umständlich.



Heute ist es gang und gäbe, Tänze durch Videoaufzeichnungen oder Animationen festzuhalten. Erst auf diese Weise werden die wesentlichen Charakteristika eines Tanzes auch für Nichtexperten erkennbar dargestellt.



Technik [Bearbeiten]



Das Hauptanwendungsfeld der Tanztechnik besteht darin, tänzerische Aufführungen durch technische Finessen aufzuwerten. So gibt es beispielsweise elektronische Geräte, die am Körper getragen werden und Tanzbewegungen in Musik umsetzen und interaktive Tanzflächen und Räume, die Tanzdarbietungen durch abgestimmte Spezialeffekte unterstützen.



Zu diesem Gebiet zählen auch Forschungsarbeiten, die sich mit der effizienten Aufzeichnung von Tanzbewegungen beschäftigen. Hier sind beispielsweise Projekte angesiedelt, die versuchen, Tänze durch Motion Capturing und dreidimensionale Computeranimationen zu vermitteln.



Ausbildung [Bearbeiten]



Erste Tanzerfahrungen machen in Europa die meisten Menschen in der Discothek, wo für gewöhnlich einzeln und ohne feste Stilvorgabe auf gerade angesagte Musik getanzt wird. Allgemein orientierte Tanzschulen sind der Ort, an dem traditionell die klassischen Paartänze gelehrt werden. Heute haben Tanzschulen oft ein breitgefächertes Angebot an zusätzlichen Tänzen wie Salsa, Tango Argentino und Video-Clip Dancing, viele bieten auch ergänzende Kurse wie Umgangsformen- und Rhetorikseminare. Die Beendigung des ersten Tanzkurses wird in der Regel mit einem festlichen Abschlussball gefeiert. Die beiden großen deutschen Tanzlehrerverbände ADTV und BDT ermöglichen die Ausbildung zum Tanzlehrer. Tanzlehrer ist zwar kein anerkannter Ausbildungsberuf, aber ein anerkannter Beruf[2]. Neben den allgemeinen Tanzschulen gibt es spezialisierte Tanzschulen, die nur ein begrenztes Repertoire an Tänzen vermitteln, beispielsweise nur Ballett oder nur orientalischen Tanz.



Tanzsport [Bearbeiten]



In Tanzsportvereinen wird Tanzen eher als Sportart gelehrt, denn als Freizeitevent angesehen. Sie vermitteln Grundfertigkeiten, um an losen Breitensportwettbewerben und dem straffer organisierten Turniertanz teil zu nehmen, daneben gibt es aber auch durchaus zahlreiche Gruppen für geselligen Tanz, ähnlich wie in den Tanzschulen. Tanzsportvereine bemühen sich jedoch, zumindestens für die Turniertänzer professionell ausgebildete Trainer zu beschäftigen, die im Gegensatz zu vielen Tanzlehrern auf eine langjährige Amateur- oder Profikarriere zurückschauen können, wenn auch die methodische-didaktische Ausbildung bei den zahlreichen Amateurtrainern lückenhaft bleiben muß, weil sie die Ausbildung eben neben ihrem eigentlichen Beruf erhalten. Außerdem ist ein guter Tänzer nicht immer auch ein guter Lehrer, gerade weil er durch sein Talent weniger über die Ausführung des Tanzens, zumindestens auf niedrigerem Niveaus, reflektieren mußte. Allerdings lernt der weit fortgeschrittene Tänzer indem er und sie sich in der Regel vom Gruppentraining in ihrem Verein lösen und zusätzlich Einzelunterricht bei verschiedenen professionellen Trainern nehmen, um als Tänzer ein Gefühl besseren Tanzens von einem erfahreneren Tänzer zu erhalten.



Als großes Manko des Tanzsports wird oft angesehen, dass er sehr teuer ist: Zum Vereinsbeitrag kommen meist üppige Trainergehälter und Kosten für spezielle Tanzkleidung und weite Anfahrtswege. Nur wenige TänzerInnen machen allerdings den letzten Schritt und wechseln mit einer Trainerausbildung selbst in das professionelle Lager über. Ungefähr lauten die Zahlen: Jedes 10. Mitglied in den Tanzsportvereinen bestreitet Turniere, jeder 50. Turniertänzer professionell.



Weblinks [Bearbeiten]

Portal-Logo Portal: Tanz – Übersicht über Wikipedia-Inhalte zum Thema Tanz

Wiktionary

Wiktionary: Tanz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

Commons

Commons: Category:Dance – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Wikibooks

Wikibooks: Tanzen – Lern- und Lehrmaterialien



Quellen [Bearbeiten]



1. ↑ Bild aus den Höhlen von Bhimbetka: Tanzformation.

2. ↑ Über das Deutsche Amateur Turnieramt (DAT) bieten die Tanzschulen des BDT Hobbyturniere an, in denen sich Einzelpaare oder Tanzschulformationen auf regionaler bis nationaler Ebene miteinander messen können. Der ADTV, der größere Verband, hat sich mit dem DTV (Deutscher Tanzsportverband; www.tanzsport.de) darauf verständigt, keine Tanzsportturniere in tänzerischen Diziplinen auszurichten, die vom DTV veranstaltet werden; Ausnahme ist der Discofox. [http://www2.bibb.de/tools/aab/aabberufeliste.php/ Bundesinstitut für Berufsbildung: Aus- und Weiterbildungsberufe]


Dieser Inhalt wurde ursprünglich auf Y! Answers veröffentlicht, einer Q&A-Website, die 2021 eingestellt wurde.
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